by Sylvia Wüllner | Mai 26, 2023 | Berichte
Walter Joelsen ist im Alter von 96 Jahren am Montag verstorben.
Geboren am 15. Juni 1926 in München galt er im Dritten Reich aufgrund der NS-Rassegesetze als sogenannter Halbjude. Von seinen jüdischen Wurzeln wusste er bis zur Schulzeit nichts. Als er 12 Jahre alt ist, erfährt er in der Schule von seiner „nichtarischen“ Abstammung – seine Großeltern väterlicherseits waren jüdischer Herkunft. 1943 wird er vom Wittelsbacher Gymnasium ausgeschlossen. Er bekommt eine Beschäftigung als Hilfsjugendwart und Hilfskirchner in einer evangelischen Kirchengemeinde.
Ab Oktober 1944 muss er in verschiedenen Lagern Zwangsarbeit verrichten. Er wurde von München aus zunächst nach Bad Salzungen (bei Fulda) transportiert. Der 18jährige und seine Leidensgenossen mussten hier in einem Bergwerk einen unterirdischen Rüstungsbetrieb ausbauen. „Wir werden irrsinnig angetrieben“, schrieb er in einem Brief an seine Eltern. Danach wurde Walter Joelsen nach Abteroda (Außenlager des KZ Buchenwald) deportiert. Von Thüringen aus ging es nach Dankmarshausen (in der Nähe von Kassel). Nach der Befreiung an Ostern 1945 litt Walter Joelsen sehr an den Folgen seiner Haft, lange plagten ihn Selbstmordgedanken. Es dauerte einige Zeit, bis er wieder neuen Lebensmut fasste. Die positiven Erfahrungen mit der evangelischen Kirche veranlassten ihn, Theologie zu studieren. Er wurde Pfarrer, Religionslehrer und Redakteur einer evangelischen Fernsehgesellschaft.
In den 1990er Jahren wurde er gebeten, in Schulen mit den Jugendlichen zu sprechen. Seit diesem Zeitpunkt gab er ein bewegendes Zeugnis – seiner Kindheit und auch seines Lebens nach dem Krieg. Auch bei uns im Max Mannheimer Studienzentrum war Walter Joelsen einige Mal als Zeitzeuge zu Gast.
Wir trauern um seinen Tod und werden seine Erinnerung immer schätzen.
by Sylvia Wüllner | Mai 23, 2023 | Berichte, Internationale Jugendbegegnungen, Neuigkeiten
Documenta and its partners are looking for participants for the summer school “Between Memory and Oblivion”, which will take place in Croatia from the 24th to the 26th of June 2023.The summer school will deal with the topic of culture of memory and remembrance/forgetting practices in Croatia, through different methodological tools, including lectures, visits, taking part in commemorations, and workshops. On the second day of the activity, the participants will visit locations of the former Ustasha concentration camps from Gospić-Jadovno-Pag system where mostly people of Serb and Jewish ethnic descent were killed during the summer of 1941, and take part in the annual commemoration. Participants should be resident of the European Union member states, and be between 18 and 30 years old. To apply please complete this form: https://forms.gle/qhyDacf1EkhuYrNX6 until June 4th, 2023.For more information, check the infopack attached, or contact alice.straniero@documenta.hr. The project “Between memory and oblivion: WWII places of remembrance” is financed by the European Union through the programme CERV.
Infopack BMO Summer school
by Sylvia Wüllner | Mai 10, 2023 | Berichte, Neuigkeiten, Who Were the Victims of the National Socialists?
Das Toolkit vom Projekt „Who Were the Victims of the National Socialists?“ ist fertig. Darin gibt es viele Infos und Tipps für die Umsetzung und Durchführungen von Projekten zum ortsbezogenen Lernen. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung von jedem Team, historische Informationsblätter und Lernressourcen sollen dabei unterstützen, gemeinsam mit jungen Menschen ein eigenes Placed based learning Projekt durchzuführen.
Hier geht es zum Download: Who-Were-the-Victims-Toolkit.pdf
Dieses Toolkit wurde im Rahmen von „Who Were the Victims of the National Socialists?“ entwickelt. Ein Projekt der Bildungsagenda NS Unjustice finanziert von der EVZ Foundation und koordiniert von EuroClio – European Association of History Educators und dem Max Mannheimer Studienzentrum, Dachau.
by Sylvia Wüllner | Apr 26, 2023 | Berichte, Neuigkeiten, Who Were the Victims of the National Socialists?
Die kurzen Videos sollen Schüler:innen dabei helfen, ihre eigenen lokalen Geschichtsprojekte durchzuführen und geben viele Tipps und Tricks für die verschiedenen Stadien der Projektlaufzeit.
Die Tutorials wurden von Teilnehmenden aus den Teams Belgien, Bosnien und Herzegowina, Dänemark, der Slowakei und Spanien gemeinsam mit dem Videoproduzenten Aaron Peterer erstellt.
by Sylvia Wüllner | Mrz 2, 2023 | Berichte, Neuigkeiten
Gestern haben wir erfahren, dass Karl Rom am 28. Februar im Alter von 97 Jahren verstorben ist.
Als Überlebender mehrerer Konzentrationslager, zu denen auch der Dachauer Außenlagerkomplex Kaufering zählte, berichtete er bis 2015 bei uns im Max Mannheimer Studienzentrum seine Geschichte vor Schulklassen. Darüber hinaus nahm als Ehrengast an der Internationalen Jugendbegegnung im Max Mannheimer Haus teil. Er wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben und unser Mitgefühl gilt seiner Familie.
Karl Rom wurde am 25. Februar 1926 in Kaunas/Litauen als drittes Kind einer nicht-orthodoxen jüdischen Familie geboren. Seine älteren Schwestern hießen Esther Deborah und Sarah. Die Eltern, Mones und Chassia, betrieben in Kaunas ein Restaurant.
Im Sommer 1941 besetzten die deutschen Truppen Kaunas. Der 15-Jährige und seine Familie wurden jäh aus dem Alltag gerissen.
Am 15. August 1941 musste die Familie Rom in das von den deutschen Besatzern errichtete Ghetto Kaunas ziehen. Die Familie Rom litt unter den katastrophalen Lebensbedingungen im Ghetto: kaum Essen, beengte Verhältnisse ohne Privatsphäre, Zwangsarbeit und die ständige Todesangst.
Im Herbst 1943, als das Ghetto in ein KZ umgewandelt wurde, kam Karl Rom mit seinen Eltern und seiner Schwester Sarah in das sogenannte Schanzenlager, wo sie für das „Heeresbekleidungsamt“ die Kleider der Ermordeten sortieren mussten. Seine Schwester Esther Deborah blieb im Ghetto bei Verwandten, Karl gelang es, sie noch einige Male dort zu besuchen – danach hat die Familie nichts mehr von ihr gehört.
Im Sommer 1944 wurde das KZ in Kaunas geräumt, die Familie Rom wurde nach Stutthof deportiert und dort getrennt: Die Mutter und die Schwester Sarah mussten in Stutthof und dessen Außenlagern bleiben. Karl Rom und sein Vater wurden nach Kaufering I, einem Dachauer Außenlager, gebracht. Dort erlebten sie mörderische Lebens- und Arbeitsbedingungen. Kurz vor Kriegsende kamen Karl Rom und sein Vater in das Lager Kaufering XI, von wo aus sie Ende April auf einen Todesmarsch Richtung Allach geschickt wurden. In Allach wurden sie am 30. April 1945 von amerikanischen Truppen befreit.
Sofort nach der Befreiung suchte Karl Rom in München nach Mutter und Schwestern. Die Mutter und seine Schwester Sarah waren, wie er herausfand, im Januar 1945 von sowjetischen Truppen befreit worden. Kurz darauf wurden sie von sowjetischen Behörden zur Zwangsarbeit in Polen eingeteilt, bis sie nach Litauen repatriiert wurden.
Karl Rom arbeitete in der frühen Nachkriegszeit für die Bricha, eine jüdische Fluchthilfeorganisation, die jüdische Überlebende, die nach Israel auswandern wollten, aus der sowjetischen Zone in die westlichen Zonen brachte. In München lernte er seine spätere Frau Flora kennen und machte einen Abschluss als Hochfrequenztechniker. 1949 wanderten Karl und Flora Rom sowie Karls Vater nach Israel aus, auch in der Hoffnung von Israel aus bei den sowjetischen Behörden die Ausreise der Mutter aus Litauen erreichen zu können. Karl Roms Schwester Sarah war im Alter von 28 an den Spätfolgen der Misshandlungen in den Lagern gestorben. 1955, einen Monat, bevor es der Mutter von Karl Rom schließlich gelang, nach Israel zu kommen, starb sein Vater. 1956 kehrten Karl und Flora Rom mit ihrer 1950 geborenen Tochter nach Deutschland zurück und zogen schließlich nach München.
by Sylvia Wüllner | Feb 6, 2023 | Berichte, Neuigkeiten
Der Bayerische Jugendring (BJR) bietet zum 01.09.2023 einen Ausbildungsplatz zur:m Kauffrau:mann für Büromanagement an. Alle näheren Informationen gibt es in der Stellenausschreibung.
Bei Fragen rund um die Ausbildung kann Frau Ulla Schmechtig weiterhelfen. Montag bis Donnerstag jeweils von 9.00 bis 15.00 Uhr unter der Telefonnummer 089/51458 78 oder per E Mail: schmechtig.ulla@bjr.