by Sylvia Wüllner | Jul 12, 2019 | Berichte, Veranstaltungen
Am 29. Juni 2019 fand unser zuvor bereits angekündigter offener Workshop zum Thema „Schwarze Menschen im Nationalsozialismus: Verstrickungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus“ im Max Mannheimer Haus statt.
In einer schön überschaubaren, motivierten Runde starteten wir schon morgens um halb 10 (an einem Samstag!) in den Seminartag. Zunächst einmal ging es los mit einer interaktiven 4-Stationen Einführung zum Thema Kolonialismus. Bei der Nachbereitung konnten einige Themen angesprochen werden, die im Laufe des Tages noch intensiver erforscht werden sollten.

Weiter ging es mit einer Bilderübung zu den verschiedenen Facetten Schwarzen Lebens in Deutschland vor und nach 45.
Nach der Mittagspause konnten sich die Teilnehmenden in Gruppenarbeiten näher mit Biographien und Handlungsspielräumen Schwarzer Menschen in verschiedenen Lebenssituationen beschäftigen. Als weitere Informationsquelle diente die Pop-Up Ausstellung “ Verflechtungen. Koloniales und rassistisches Denken und Handeln im Nationalsozialismus“ der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, welche wir für den Workshop ausleihen durften und die bis zum 19. August 2019 noch im Foyer des Max-Mannheimer Hauses zu sehen ist.
Im Anschluss hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit sich ihr neu gewonnenes Wissen gegenseitig in Form eines Gallerieganges vorzustellen, sodass jede*r insgesamt 6 Biografien kennenlernen konnte. Abschluss des Seminartags bildeten Postkartengespräche zu kolonialer Stadtgeschichte in München und kolonialen Kontinuitäten mit den hervorragenden Postkarten von muc.postkolonial (http://muc.postkolonial.net/)
Vielen Dank nochmal allen Teilnehmenden!
Die AG befindet sich im Moment noch in einer Testphase und soll dann aber auch bald als reguläres AG – Programm für Studientage wählbar sein!
Interesse geweckt? Interessante Publikationen, Artikel und empfehlenswerte pädagogische Materialien zu dem Thema sind zum Beispiel:
- Bildungsmaterialien der KZ-Gedenkstätte Neuengamme: ZU VERFLECHTUNGEN ZWISCHEN KOLONIALEM UND RASSISTISCHEM DENKEN UND HANDELN IM NATIONALSOZIALISMUS
- GeschichteN teilen: Dokumentenkoffer für eine interkulturelle Pädagogik zum Nationalsozialismus (Hrsg. Miphgasch/Begegnung e.V. und der Gedenk- und
Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz )
- Peter Martin, Christine Alonzo (Hg.): Zwischen Charleston und Stechschritt. Schwarze im Nationalsozialismus. (2004) Dölling und Galitz Verlag München 2004, 790 S.
- https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische-diaspora/59423/nationalsozialismus?p=all

by Sylvia Wüllner | Mai 27, 2019 | Berichte, Veranstaltungen
für Jugendliche, Junge Erwachsene und alle Interessierten
Termin: 29. Juni 2019, 9:30-17:00 Uhr
Seminarort: Max Mannheimer Studienzentrum, Rosswachstr. 15, 85221 Dachau
Workshopbeschreibung:
Thema dieses ein-tägigen Workshops ist ein oft vernachlässigter Themenkomplex der politischen Bildung im Bereich des Nationalsozialismus: Verflechtungen von Kolonialismus und Nationalsozialismus, den wir im Laufe des Tages aus verschiedenen Perspektiven beleuchten werden.
Anhand von ausgewählten Themen und Lebensgeschichten werden wir uns interaktiv mit den Lebensrealitäten und Handlungsspielräumen von Afrikaner*innen und Afro-Deutschen in der deutschen Geschichte beschäftigen. Beginnend mit der deutschen Kolonialgeschichte, über die Weimarer Republik bis hin zu der schrittweisen Verfolgung von Schwarzen Menschen und People of Color im Nationalsozialismus.
Zur Teilnahme:
Die Teilnahme an dem Workshop ist kostenlos und richtet sich an interessierte Menschen ab 15 Jahren. Der Workshop eignet sich vor allem als Einstieg und erster Kontakt mit der Thematik. Das Seminarhaus ist barrierefrei zugänglich.
Bei Fragen zu deiner Teilnahme schreib uns gerne eine E-Mail unter: fsjk_2(ät)mmsz-dachau.de
Anmeldung:
Wir bitten um eine verbindliche Anmeldung (mit Vor – und Nachnamen sowie ggf. Ernährungseinschränkungen) per E-Mail an: fsjk_2(ät)mmsz-dachau.de bis zum 17. Juni 2019.
Einlassvorbehalt:
Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen.
Veranstalterin: Max Mannheimer Studienzentrum Dachau
Ansprechperson: Fennet Habte
by Sylvia Wüllner | Apr 1, 2019 | Berichte
Auch in diesem Jahr durften wir, die Freiwilligen des MMSZ, an der Jugendbegegnung des deutschen Bundestags anlässlich der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus, teilnehmen. Vom 28.-31. Januar verbrachten wir ein paar interessante, bereichernde und beeindruckende Tage mit jungen Menschen aus den verschiedensten Ländern Europas, im kalten Berlin.

Stadtrundgang zu Orten an denen jüdische Kinder versteckt worden sind
Das straffe Programm der Jugendbegegnung ermöglichte uns das diesjährige Thema der Jugendbegegnung „Versteckte Kinder“ von vielen Blickwinkeln zu kennenzulernen. Programmpunkte waren unter anderem ein Stadtrundgang zu Orten, an denen Kinder versteckt wurden, Führungen im Anne-Frank-Zentrum Berlin und dem Museum Blindenwerkstatt – Otto Weidt, sowie Zeit- und Zweitzeugengespräche mit Hélène Waysbord und den Kindern von Hans Rosenthal, beides im Nationalsozialismus versteckte Kinder.

Ausstellung des United States Holocaust Museum im Paul-Löbe-Haus

Zeitzeugengespräch mit Hélène Waysbord
Den Höhepunkt der Jugendbegegnung bildete für uns die Teilnahme an der Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus mit dem Historiker und Überlebenden Saul Friedländer als Hauptredner und die im Anschluss stattfindende Podiumsdiskussion mit Herrn Friedländer und dem Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble.
Von den paar Tagen Berliner Politikluft, die wir schnuppern durften und dem vollen Programm der Jugendbegegnung nehmen wir auf jeden Fall viele schöne und aufregende Erinnerungen, interessante Gespräche und vor allem viel neues Wissen mit!
Fotos: Deutscher Bundestag/ Stella von Saldern
by Sylvia Wüllner | Mrz 18, 2019 | Berichte, Veranstaltungen
„Allein gegen Hitler“ –Szenische Lesung zum 74. Todestag von Georg Elser
Dienstag, 9. April 2019, 19 Uhr, im Kinosaal der KZ-Gedenkstätte Dachau, Alte Römerstraße 75, 85221 Dachau
Am 8. November 1939 verübt Georg Elser im Bürgerbräukeller in München ein Attentat auf Adolf Hitler. Nach seiner Verhaftung gesteht er gegenüber der Gestapo die alleinige Durchführung des Anschlags. Seit Anfang 1945 ist Elser im KZ Dachau inhaftiert und wird am 9. April 1945 von der SS ermordet. Die wichtigste Quelle zu Georg Elser ist das Gestapo-Verhörprotokoll, obwohl es sich dabei nicht um eine exakte wörtliche Aufzeichnung seiner Aussagen handelt. In der szenischen Lesung wird entlang dieses Protokolls der Werdegang Georg Elsers bis hin zur Vorbereitung und Durchführung des Attentats sichtbar.
Die szenische Lesung, konzipiert von der Georg-Elser-Gedenkstätte Königsbronn, wird mit Liedern aus dem Widerstand und Eigenkompositionen des Ensembles „freywolf“ musikalisch gestaltet. Anlässlich des 80. Jahrestages des Attentats findet die szenische Lesung im Laufe des Jahres an weiteren für Georg Elsers Leben bedeutsamen Orten statt.
Der Eintritt ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht notwendig. An diesem Abend steht der Personalparkplatz an der Verwaltung der Gedenkstätte zur Verfügung (Alte Römerstraße 75, vor dem zweiten ehemaligen Wachturm links).
Die szenische Lesung ist eine gemeinsame Veranstaltung von Comité International de Dachau, Dachauer Forum e. V., Evangelische Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, Förderverein für Internationale Jugendbegegnung und Gedenkstättenarbeit in Dachau e. V., Lagergemeinschaft Dachau, Kath. Seelsorge an der KZ-Gedenkstätte Dachau, KZ-Gedenkstätte Dachau, Max Mannheimer Haus – Studienzentrum und Internationales Jugendgästehaus und Stadt Dachau.
by Sylvia Wüllner | Feb 28, 2019 | Berichte, Neuigkeiten
Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt nehmen als Orte der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit einer verbrecherischen Vergangenheit eine wichtige Bildungsaufgabe für die Gegenwart wahr. Ihre Arbeit folgt der aus den Erfahrungen des Nationalsozialismus gewonnenen Verpflichtung unserer Verfassung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt“ (Art.1 GG).
Lernen aus der Geschichte der NS-Verbrechen heißt auch Warnzeichen rechtzeitig zu erkennen, wenn eine nachhaltige Schwächung unserer offenen Gesellschaft droht. Wir wissen aus der europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, dass Demokratien mit Standards wie dem Grundgesetz, den europäisch und international verankerten Menschenrechten, Minderheitenschutz, Gleichheit aller Menschen vor dem Recht, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung mühsam erkämpft wurden und fortdauernd geschützt und ausgestaltet werden müssen.
Immer offener etablieren sich in der Gesellschaft Haltungen, Meinungen und Sprechgewohnheiten, die eine Abkehr von den grundlegenden Lehren aus der NS-Vergangenheit befürchten lassen. Wir stellen mit Sorge fest:
- ein Erstarken rechtspopulistischer und autoritär-nationalistischer Bewegungen und Parteien
- eine verbreitete Abwehr gegenüber Menschen in Not sowie die Infragestellung und Aufweichung des Rechts auf Asyl
- Angriffe auf Grund- und Menschenrechte
- die Zunahme von Rassismus, Antisemitismus und anderen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit
- eine damit einhergehende Abwertung von Demokratie und Vielfalt
Hinzu kommt ein öffentlich artikulierter Geschichtsrevisionismus, der die Bedeutung des Erinnerns an die Verbrechen des Nationalsozialismus als grundlegende Orientierung der deutschen Gesellschaft in der Gegenwart angreift und durch ein nationalistisches Selbstbild ersetzen möchte.
Diesen aktuellen Entwicklungen treten wir mit unserer täglichen Arbeit in der historisch-politischen Bildung entgegen. Aber sie erfordern darüber hinaus politisches und bürgerschaftliches Handeln. Wir appellieren daher an die Akteure in Politik und Gesellschaft, das Wissen um die historischen Erfahrungen mit ausgrenzenden Gesellschaften wie dem Nationalsozialismus für die Gegenwart zu bewahren und sich für die Verteidigung der universellen Grund- und Menschenrechte einzusetzen.
Verabschiedet von der 7. Bundesweiten Gedenkstättenkonferenz am 13.12.2018
by TooV2372 | Jan 23, 2019 | Berichte
“Wishing you a very happy holiday and a great New Year 2019. Cheers Bernie.” Dass dies die Worte sein würden, mit denen sich Bernard Marks von uns verabschiedet, ahnten wir nur wenige Tage vor seinem Tod am 28.12.2018 noch nicht. Gemeinsam mit ihm hatten wir gerade Pläne für seinen nächsten Besuch im Max Mannheimer Studienzentrum geschmiedet, umso mehr hat uns die Nachricht von seinem plötzlichen Ableben getroffen.

Bernard Marks in Häftlingskleidung mit seinem Vater Josef Makowski wenige Zeit nach der Befreiung aus der KZ-Haft
Bernard Marks war seit 10 Jahren regelmäßig Gast im Max Mannheimer Studienzentrum und hat als Zeitzeuge mit über 600 Jugendlichen Gespräche geführt und ihnen von seinem Verfolgungsschicksal in der NS-Zeit berichtet. 1932 als Ber Makowski in einer bürgerlichen Kaufmannsfamilie in Łódź geboren, musste er nach der Besetzung Polens durch die Deutschen gemeinsam mit seiner Familie ab 1940 im Ghetto Łódź (Litzmannstadt) leben. Seine vielen persönlichen Erinnerungen an diese Zeit spiegelten den harten Ghettoalltag aus der Sicht eines Kindes. Nach der Auflösung des Ghettos wurde die Familie 1944 nach Auschwitz deportiert, die Mutter Laja und der jüngere Bruder Abraham unmittelbar nach der Ankunft ermordet. „Mein Vater war mein Engel“, pflegte er zu sagen und bezog diese Aussage auf den Umstand, dass sein Vater Josef Makowski das Geburtsdatum seines Sohnes Ber um 5 Jahre vorverlegte und ihn damit vor dem unmittelbaren Tod rettete. Er galt als alt genug für den Arbeitseinsatz und wurde gemeinsam mit seinem Vater von Auschwitz nach Kaufering deportiert, wo er im Dachauer KZ-Außenlagerkomplex unter grausamsten Bedingungen für die deutsche Rüstungsindustrie arbeiten musste. Nach über 5 Jahren Kindheit in Gefangenschaft erlebte er – gerade 13 Jahre alt – die Befreiung durch amerikanische Truppen am 27. April 1945. Bis zu seiner Auswanderung im Jahr 1947 besuchte Bernard Marks, der in den USA seinen Namen geändert hatte, verschiedene Schulen in Landsberg, Feldafing und Freimann und hielt sich einige Zeit im von der UNRRA geführten DP-Kinderzentrum Prien am Chiemsee auf. In seinen Präsentationen, die er mit eindrücklichem Bild- und Videomaterial ergänzte, berichtete er nicht nur von historischen Ereignissen, sondern thematisierte auch den schwierigen Umgang mit der Vergangenheit, mahnte gegen das Vergessen und motivierte die junge Generation, sich gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit für ein friedliches und tolerantes Miteinander einzusetzen.

Bernard Marks vor seinem mit einer Lochkamera aufgenommenen Porträt im Max Mannheimer Haus 2015
In den USA studierte Bernard Marks Ingenieurswesen, arbeitete viele Jahre in der Raumfahrtentwicklung und machte sich dann selbständig im Bereich der nachhaltigen Energieentwicklung. Bis ins hohe Alter beriet er Unternehmen und Universitäten weltweit und bot seine Expertise an. Auch politisch war Bernard Marks bis zuletzt äußerst aktiv und nahm mutig öffentlich Stellung zu aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in seiner heutigen Heimat Kalifornien. Sein besonderes Augenmerk galt den Anliegen von Minderheiten, für die er sich vor dem Hintergrund seiner persönlichen Verfolgungserfahrung besonders engagierte. Mit seinem Statement „History is not on your side!“ gegenüber Vertretern der US-Grenzschutzbehörden erlangte er im Internet einige Berühmtheit. Sein Beitrag wurde in den Sozialen Medien unzählige Male geteilt und durch die internationale Presse weit verbreitet.

Teamexkursion nach Kaufering mit Bernard Marks
Bernard Marks war ein geselliger und großherziger Mensch, der offen auf andere Menschen zuging und mit nahezu allen eine Ebene des Austauschs fand. Seiner Familie war er stets eng verbunden und pflegte viele Freundschaften weltweit. In Sacramento war er jahrzehntelang ein hochgeschätztes Mitglied in der Jüdischen Gemeinde B’nai Israel, partizipierte rege am Gemeindeleben und sang bis zuletzt im Gemeindechor.
Überdies hat Bernard Marks im Jahr 2008 in Erinnerung an seine verstorbene Ehefrau das „Eleonor J. Marks Holocaust Project“ initiiert, ein Aufsatzwettbewerb, bei dem Jugendliche aus verschiedenen Ländern dazu aufgefordert sind, Essay-Beiträge einzureichen, die sich mit Themen der nationalsozialistischen Judenverfolgung auseinandersetzen. Er koordinierte den Wettbewerb persönlich und setzte sich mit viel Engagement und eigenen finanziellen Mitteln für das Gelingen des Projekts ein.

Bernie Marks mit Nina Ritz 2016
Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Max Mannheimer Studienzentrums war „Bernie“ nicht nur ein wertvoller Unterstützer unserer Arbeit, sondern auch ein guter Freund. Während seiner Besuche in Dachau haben wir auch viel Freizeit mit ihm verbracht. Aufgeschlossen und unternehmungslustig war er zu allem bereit: Abendessen, bei denen der Schabbat gefeiert wurde, Ausflüge ins Grüne mit Kaffee und Apfelstrudel, Besuche in Museen und Freizeitparks. Vielseitig interessiert, voller Energie, eigenwillig und mit einer guten Portion Humor ausgestattet, war Bernard Marks ein wunderbarer Gefährte, der eine schmerzliche Lücke hinterläßt.
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