Walter Joelsen ist im Alter von 96 Jahren am Montag verstorben.
Geboren am 15. Juni 1926 in München galt er im Dritten Reich aufgrund der NS-Rassegesetze als sogenannter Halbjude. Von seinen jüdischen Wurzeln wusste er bis zur Schulzeit nichts. Als er 12 Jahre alt ist, erfährt er in der Schule von seiner „nichtarischen“ Abstammung – seine Großeltern väterlicherseits waren jüdischer Herkunft. 1943 wird er vom Wittelsbacher Gymnasium ausgeschlossen. Er bekommt eine Beschäftigung als Hilfsjugendwart und Hilfskirchner in einer evangelischen Kirchengemeinde.
Ab Oktober 1944 muss er in verschiedenen Lagern Zwangsarbeit verrichten. Er wurde von München aus zunächst nach Bad Salzungen (bei Fulda) transportiert. Der 18jährige und seine Leidensgenossen mussten hier in einem Bergwerk einen unterirdischen Rüstungsbetrieb ausbauen. „Wir werden irrsinnig angetrieben“, schrieb er in einem Brief an seine Eltern. Danach wurde Walter Joelsen nach Abteroda (Außenlager des KZ Buchenwald) deportiert. Von Thüringen aus ging es nach Dankmarshausen (in der Nähe von Kassel). Nach der Befreiung an Ostern 1945 litt Walter Joelsen sehr an den Folgen seiner Haft, lange plagten ihn Selbstmordgedanken. Es dauerte einige Zeit, bis er wieder neuen Lebensmut fasste. Die positiven Erfahrungen mit der evangelischen Kirche veranlassten ihn, Theologie zu studieren. Er wurde Pfarrer, Religionslehrer und Redakteur einer evangelischen Fernsehgesellschaft.
In den 1990er Jahren wurde er gebeten, in Schulen mit den Jugendlichen zu sprechen. Seit diesem Zeitpunkt gab er ein bewegendes Zeugnis – seiner Kindheit und auch seines Lebens nach dem Krieg. Auch bei uns im Max Mannheimer Studienzentrum war Walter Joelsen einige Mal als Zeitzeuge zu Gast.
Wir trauern um seinen Tod und werden seine Erinnerung immer schätzen.