Am 19. Februar 2018 haben Assi und ihr Sohn Avshalom Weinstein im Max Mannheimer Studienzentrum das über zwei Generationen entstandene Projekt „Violins of Hope“ – auf Deutsch „Violinen der Hoffnung“ – vorgestellt. Es diente als Einstieg der Studientage der 9. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Neutraubling. Zu Beginn spielten die beiden ein Video ab, das die Werkstatt und die Arbeit von Avshalom und seinem Vater zeigte. Anschließend berichtete Avshalom von der Entstehungsgeschichte des Projekts:

Amnon Weinstein, Mann von Assi und Vater von Avshalom, ist heute 76 Jahre alt. Er ist der Sohn von litauischen Flüchtlingen, die 1938 nach Palästina geflohen sind. Später erfuhren Amnons Eltern, dass die gesamte Familie, ca. 360 Menschen, im Holocaust ermordet wurden.

In Amnons Werkstatt steht ein Schrank mit Geigen von seinem Vater Moshe, die er von Holocaust-Überlebenden abgekauft hat. Sie übergaben ihre Geigen Weinsteins Vater oft mit den Worten, „wenn er sie nicht nähme, würden sie sie vernichten“. Amnon wurde ursprünglich vom 19-jährigen Bogenmacher Daniel Schmidt angeregt, sich näher mit den Geigen und deren Geschichten auseinanderzusetzen. Daraufhin begann er mit der Restauration und der Erforschung der Geschichte der Violinen.

Dabei erfuhr er, dass die Instrumente den damaligen KZ-Häftlingen eine größere Chance zum Überleben gaben, da ihre Arbeit als Musiker im Vergleich zu der von anderen Häftlingen körperlich einfacher war. Psychisch war das Musizieren jedoch umso belastender, denn sie spielten oft im Schatten der Gaskammern und Krematorien. Aufgrund der höheren Überlebenschance trägt das Projekt den positiven Namen mit der tiefgründigen Bedeutung „Violinen der Hoffnung“.

Mittlerweile besteht die Geigensammlung der Familie Weinstein aus mehr als 70 Stücken und wächst stetig weiter. Die Geigen der Hoffnung reisen inzwischen von London über Monaco bis in die USA. Die Schicksale der Musiker in den Konzentrationslagern werden durch Konzerte mit ihren Geigen, – beispielsweise mit den Berliner Philharmonikern – wieder zum Leben erweckt.

Im weiteren Verlauf des Vortrags hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit Fragen zu stellen. Ein Jugendlicher wollte wissen, ob einer der beiden eine Geschichte einer Violine hat, die ihn besonders berührt. Daraufhin wurde deutlich, dass jedes einzelne Schicksal einzigartig und unvergleichbar ist, denn Avshalom antwortete, dass er sich nicht entscheiden könne. Ein Beispiel aus der Sammlung der Familie Weinstein ist eine Geige, mit der im Konzentrationslager Dachau musiziert wurde. Sie gehörte dem Österreicher Erich Wieninger, der 1938 mit seinem Instrument als Häftling nach Dachau verschleppt wurde. Nach der Deportation von Dachau nach Buchenwald wurde er entlassen und kehrte zurück in seine Heimat. Der Versuch nach Palästina zu fliehen scheiterte zunächst. Wieninger wurde von der britischen Besatzungsmacht in Palästina verhaftet und nach Mauritius gebracht, wo er bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ausharren musste. Sein eigentliches Ziel in Palästina erreichte er erst wieder 1945, wo er seine Geige für das Projekt „Violins of Hope“ zur Verfügung stellte.

Neben einigen anderen Geigen brachten Avshalom und seine Mutter Assi zum Vortrag ebenfalls die Geige von Erich Wieninger mit. Die Schüler des Neutraublinger Gymnasiums waren sehr beeindruckt von den Geigen – die Begeisterung war sogar so groß, dass Schülerinnen um Bilder von Avshalom und einer seiner Geige baten.

Wir persönlich empfanden den Vortrag als besonders, da im Vergleich zu „gewöhnlichen“ Zeitzeugengesprächen nicht direkt von einem Holocaust-Überlebenden, sondern die Geschichten von einer Person, deren Familie sich über Generationen mit Schicksalen von Holocaust-Überlebenden beschäftigte, berichtet wurde.

Bericht von Pia Niemetz und Steffi Thurnhuber, Schülerinnen-Praktikantinnen im Max Mannheimer Studienzentrum