Leitbild des Max Mannheimer Studienzentrums (einfache Sprache)

1. Einleitung

Das Max Mannheimer Studienzentrum ist eine Einrichtung für geschichtlich-politische Bildung. Wir richten uns mit unseren Bildungsangeboten vor allem an junge Menschen.

Die Einrichtung befindet sich ganz in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau. Sie ist benannt nach dem Holocaust-überlebenden Max Mannheimer. Sein Anliegen war es, an das Leid der Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Gleichzeitig setzte er sich für Verständigung und Toleranz ein.

Max Mannheimer hat einmal über sich gesagt, dass er kein Richter oder Ankläger ist. Er sah sich als Zeitzeuge. Er erklärte jungen Menschen, dass sie für die Vergangenheit nicht verantwortlich sind. Aber sie tragen die Verantwortung dafür, dass solch ein Unrecht wie damals nicht wieder geschieht. Er wollte dazu beitragen, dass sie Gefahren für die Demokratie und die Menschenrechte rechtzeitig erkennen.

Die Ziele von Max Mannheimer sind auch unsere Ziele.

Bei unseren Bildungsangeboten geht es vor allem darum, sich aus verschiedenen Perspektiven mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.

Dazu gehören:

  • die Entstehung des Nationalsozialismus
  • die Ereignisse des nationalsozialistischen Terrors zwischen 1933 und 1945
  • die Wirkung des Nationalsozialismus bis in die heutige Zeit hinein.

Unsere Bildungsangebote gibt es in 3 verschiedenen Formaten:

  • Eintägige und mehrtägige Seminare für Jugendliche und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Das sind Personen, die ihr Wissen an andere Personen weitergeben.
  • Internationale Studienprogramme, Jugend-Begegnungen und Projekte
  • Fachveranstaltungen und wissenschaftliche Veröffentlichungen

Das Max Mannheimer Studienzentrum engagiert sich regional, bundesweit und international
zu diesen Themen:

  • Gedenkstätten-Pädagogik: Hier geht es darum, wie in Gedenkstätten Wissen über den Nationalsozialismus vermittelt wird. Das sind zum Beispiel Orte, an denen nationalsozialistische Verbrechen stattgefunden haben, etwa ehemalige Konzentrationslager.
  • Erinnerungskultur: Hier geht es um die Frage, wie unsere Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit und Geschichte umgeht.

2. Zielgruppen unserer Bildungsangebote

Wir richten uns mit unseren Bildungsangeboten an

  • Jugendliche ab 14 Jahren und junge Erwachsene
  • Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Bildungs- und Erinnerungsarbeit.

Wir sprechen regelmäßig darüber, wie wir unsere Bildungsangebote vermitteln und die Inhalte aufbereiten wollen. Dabei berücksichtigen wir die Interessen, Wünsche und Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Wir beachten auch aktuelle gesellschaftliche und politische Ereignisse. Wir setzen deshalb immer neue Schwerpunkte in unseren Themen und passen unsere Bildungsangebote ständig daran an.

Veränderungen in der Gesellschaft beeinflussen auch das Lernen der Teilnehmenden und die Wissensvermittlung durch die Pädagoginnen und Pädagogen. Früher gab es zum Beispiel oft Zeitzeugengespräche. Aber immer mehr Zeitzeugen sind heute schon sehr alt und sterben, sodass wir unsere Bildungsangebote und Lernmethoden verändern.

Unsere Bildungsangebote sollen einen Bezug zur heutigen Zeit haben. Deshalb setzen wir uns auch mit aktuellen Formen des Rassismus, Antisemitismus, Rechtsextremismus und anderer menschenfeindlicher Einstellungen auseinander. Dazu nehmen wir in den Bildungsangeboten kritisch Stellung.

Internationale Projekte und Jugendbegegnungen sind ein fester Bestandteil des Bildungsangebotes im Max Mannheimer Studienzentrum.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an internationalen Projekten und Jugendbegegnungen lernen mehr darüber, wie unterschiedlich die Erfahrungen und Auffassungen zum Nationalsozialismus sein können. Zum Beispiel wie in einem anderen Land über den Zweiten Weltkrieg gesprochen und gedacht wird. So verstehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die Erinnerungen an diese Zeit und die Darstellung der Geschichte in jedem Land anders sind. Und dass dies bis heute die Geschichte in Europa und in der Welt beeinflussen kann.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, sich selbst eine Meinung über geschichtliche und politische Themen zu bilden. Das ist wichtig für die Entwicklung ihrer sozialen und emotionalen Fähigkeiten. Dies betrifft zum Beispiel die Bereiche Zusammenarbeit, Konflikte, Kommunikation und Selbstwahrnehmung. Außerdem fördert es ihr Verständnis für Demokratie. Es ermutigt sie auch, an der Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken.

3. Inhalte und Ziele unserer Arbeit

Die Geschichte des KZ Dachau ist der Ausgangspunkt für das Lernen im Max Mannheimer Studienzentrum. Wir erinnern bei unserer Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen an die Menschen, die im KZ Dachau gefangen gehalten und ermordet wurden. Wir stellen ihre Leidensgeschichte vor, ihren Widerstand und wie sie sich selbst und ihre Interessen verteidigt haben.

Die Lebensgeschichten einzelner Opfer machen deutlich, was Ausgrenzung, Verfolgung und Lagerhaft für Menschen bedeutet. Wir wollen zeigen, dass die Opfer selbstbestimmte Menschen waren. Das fördert das Mitgefühl und Verständnis für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors.

Wir erinnern auch an die Zeit nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ab 1945. Dabei sind zum Beispiel diese Fragen wichtig:

  • Wie ging man in Deutschland mit den Verbrechen der Nationalsozialisten um?
  • Was geschah mit den Tätern?
  • Welche Erfahrungen machten die Opfer des Nationalsozialismus nach 1945?

Wir wollen bei den Teilnehmenden unserer Bildungsangebote das Interesse für Geschichte wecken. Das kann ihnen dabei helfen, sich mit aktuellen gesellschaftlichen Ereignissen auseinanderzusetzen und sie zu bewerten.

Die Teilnehmenden bekommen durch unsere Bildungsangebote die Möglichkeit, geschichtliche, politische und gesellschaftliche Themen von vielen verschiedenen Seiten zu betrachten. Unser Ziel ist es dabei auch, dass sie über sich selbst nachdenken und sich besser verstehen. Etwa warum sie bestimmte Einstellungen oder Vorstellungen haben. Und sie lernen, mit anderen Standpunkten umzugehen sowie eine eigene Haltung dazu zu entwickeln.

4. Grundsätze für das Lernen

Im Max Mannheimer Studienzentrum lernen die Teilnehmenden ohne Leistungsdruck. Uns ist es wichtig, dass sie sich offen mit den Pädagoginnen und Pädagogen austauschen können. Außerdem setzen wir vielfältige Lernmethoden und Materialien ein. Auf diese Weise unterstützen wir die Teilnehmenden dabei, sich mit Geschichte auseinanderzusetzen und eigene Fragen an die Geschichte zu entwickeln.

Die Teilnehmenden arbeiten in kleinen Gruppen zusammen, wo sie sich austauschen und diskutieren können. Für uns ist es dabei selbstverständlich, dass die Gruppen vielfältig zusammengesetzt sind. Zum Beispiel hinsichtlich des Alters, Geschlechts, der Herkunft oder Vorkenntnisse zum Thema. Die Teilnehmenden können in allen Bildungsangeboten ihre persönlichen Interessen einbringen.

Im Rahmen unserer Bildungsangebote lernen die Teilnehmenden die KZ-Gedenkstätte Dachau ausführlich kennen. Dabei wenden wir Methoden des sogenannten forschenden Lernens an. Hier geht es nicht darum, dass die Teilnehmenden nur Wissen zu einem Thema ansammeln. Vielmehr setzen sie sich ähnlich wie Forscherinnen und Forscher mit einem Thema selbständig auseinander. So kommen sie zu einer eigenen Einschätzung der Vergangenheit und stellen einen Bezug zur Gegenwart her.

Die Teilnehmenden setzen sich in unseren Bildungsangeboten sehr intensiv mit geschichtlichen und politischen Themen auseinander. Das kann sie anregen, sich weiter damit zu beschäftigen.

Das Max Mannheimer Studienzentrum ist offen für neue Lernmethoden und Ideen, die wir gerne ausprobieren.